Pilgerinsel und Wanderparadies Shikoku ist unser nächstes Ziel. Mit dem Bus geht es von Kyoto nach Miyoshi. Diese Insel, eine der Hauptinseln Japans, lockt uns aus zwei Gründen an: das sagenumwobene Iya-Tal und der berühmte 88-Tempelweg.
Das Iya-Tal und die Oboke-Schlucht 🏔
Unsere Reise beginnt mit einer sorgfältig geplanten Busfahrt von Kyoto nach Tokushima, die uns schließlich nach Miyoshi führt. Doch trotz der akribischen Organisation des Transports in Japan erleben wir bei unserer Ankunft in Miyoshi eine unerwartete Wendung. Es ist erst 19:30 Uhr, und die öffentlichen Verkehrsmittel haben ihren Betrieb eingestellt. Unsere Unterkunft liegt jedoch noch eine halbe Stunde entfernt. In unserer Verzweiflung bitten wir im örtlichen 7eleven-Store um Hilfe, um ein Taxi zu organisieren. Mit Händen und Füßen und dem Google-Übersetzer klappt das dann auch. 😶 Nach einer Wartezeit erreichen wir schließlich das Heso Camp, ein traditionelles japanisches Haus, das seit den 60er Jahren kaum verändert wurde. Ich bin mir sicher, dass Haus wurde seit dem Tod einer Oma oder einer Tante einfach zu einer Unterkunft umfunktioniert. Trotz seines bescheidenen Zustands ist der Aufenthalt ein unvergessliches Erlebnis. Wir schlafen mit dem Gequake der Frösche ein und erleben sogar unser erstes kurzes Erdbeben – gar nicht mal so ohne. Aber das alte Haus scheint Erdbebensicher und erprobt 😆, es bewegt sich gut mit.
Am nächsten Tag brechen wir auf, um die majestätische Oboke-Schlucht im Iya-Tal zu erkunden, die vom Yoshino-Fluss durchzogen wird. Unser Ziel ist es zu wandern, doch wir stellen fest, dass die meisten Besucher eher gemütlich spazieren gehen. Nachdem wir den sogenannten “Monsterweg” erkundet haben, der von Legenden umwoben ist, entscheiden wir uns für eine eigene Route durch die Berge, die uns einen fantastischen Blick auf das Tal bietet.
Ein weiteres Highlight unserer Reise ist das Rafting mit Happy Raft in der Oboke-Schlucht. In Neoprenanzügen gekleidet, wagen wir uns in die eiskalten Gewässer des Yoshino-Flusses. Ich habe mal wieder eine große Klappe und will unbedingt raften, aber als wir auf dem Fluss sind und alle eine Einleitung bekommen, wird mir kurz unwohl. In den Stromschnellen schießt das Adrenalin hoch, wir springen von Klippen und lassen uns von der Strömung im 12 °C kalten Wasser treiben. Am Ende liebe ich es doch und ich möchte mehr als die 4km raften.
Der 88-Tempelweg 🛕
Der eigentliche Grund unserer Reise auf Shikoku ist der 88 Tempelweg. Diese Wanderroute führt einmal um die komplette Insel. Sollte man sich in den Kopf setzen, den gesamten Pilgerweg auf sich zu nehmen, dann sollte man allerdings bis zu 60 Tage dafür einplanen. Da wir nur noch ein paar Tage in Japan verbringen werden, möchten wir zumindest einen Teil der Route (und ein paar Tempel) in Matsuyama erleben. Allerdings erweist sich das als gar nicht so romantisch wie erwartet. Als wir ankommen stellen wir fest, dass der Pilgerweg zu 80% mitten durch die Stadt verläuft. Na prima! 😑
Zunächst besichtigen wir nach unserer Ankunft die Burg von Matsuyama. Dies ist die erste Burg, die wir in Japan von Innen besuchen können, denn Japan’s Oberbefehlshaber ist der Kaiser Naruhito und viele der Schlösser sind noch aktiv in Nutzung. Von dort oben bietet sich ein fantastischer Blick bis zum Meer. Leider ist es an dem Tag, an dem wir hochlaufen, etwas diesig – mal wieder. 😶🌫️
Am nächsten Tag beginnen wir einen Teil des 88 Tempelwegs zu laufen. Wir treffen hier Pilger aus der ganzen Welt, die zwei Monate lang diesen Weg gehen. Man kann ihn auch mit dem Fahrrad oder sogar mit dem Bus bewältigen, aber das hat wohl nicht mehr viel mit pilgern zu tun. Wir laufen von Tempel Nr. 51 bis Nr. 46, also auch noch in die falsche Richtung 😅. Der Weg führt größtenteils durch Matsuyama, über die Straßen und kaum durch grüne Wälder, wie ich es erwartet hatte. Wahrscheinlich habe ich einfach den falschen Abschnitt ausgewählt 🙄, aber es ist auch nicht leicht, mehr Details darüber zu erfahren.
Nun gut, immerhin sind wir stolze Pilger, als wir am Abend in einem kleinen Izakaya unser wohlverdientes Abendessen genießen. 5 Tempel, 23 km und 5 Stunden. Trotzdem sind wir ganz zufrieden mit unserer Wanderung.
… weiter geht es auf dem Fahrrad zurück auf die Hauptinsel Honshu. Folge uns dorthin.
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